Montag, 23. Februar 2015

Schwarzes Loch

Als Schwarzes Loch wird gemeinhin ein massives Objekt im Universum bezeichnet, welches durch sein Gravitationsfeld das Raumzeitgefüge um sich herum so verzerrt, dass weder Materie noch Licht aus dieser Region ins Außen gelangen können. (Quelle: http://kosmologie.fuer-eilige.de/schwarzesloch.htm)

Diese Definition eines schwarzen Loches kann hervorragend auf das menschliche Gefühlsleben übertragen werden. Raum & Zeit spielen keine Rolle mehr & es kann weder Licht hinein, noch heraus.

Zu jener Zeit wurde mir eine ganz wundervolle Couch als Schlafmöglichkeit zur Verfügung gestellt. Nicht nur Diese, auch Kost & Logie wie man so schön sagt, so lange wie es nötig war. Ablenkung oder eben auch nicht, Gespräche oder Schweigen. Für diese Zeit bin ich sehr dankbar, sehr. Ich weiß nicht wo ich gelandet wäre, hätte man nicht auf mich aufgepasst. Von dieser Couch bin ich eine Woche nicht aufgestanden. Ich ging nicht mal zum Rauchen vor die Tür, hatte keinen Hunger, ging nicht duschen. Nichts. Mir war zum sterben zu Mute. War ich tagsüber allein, lag ich rum, starrte Löcher in die Luft. Heulte. Schrie. Mir war, als hätte jemand etwas ganz Wichtiges aus mir herausgeschnitten. Mitten aus der Brust heraus. Da war nur noch Schmerz in meiner Brust. Ein Ziehen, das somatische Schmerzen verursachte, wie ich sie eigentlich noch nie zuvor gespürt hatte. Wie soll man dieses Gefühl beschreiben? Herzschmerz? Sehnsucht oder Einsamkeit? Ja, Sehnsucht ganz sicher auch. Aber in erster Linie doch, ist man nicht mehr Ganz. Nicht mehr heile. Unvollkommen.

Als mir bewusst wurde, dass ich wirklich sterben wollte wegen des Verlustes meiner Kinder - auch wenn ich diesen Verlust selbst erzeugte hatte - bin ich aufgewacht. Mir wurde klar, dass ich meine Kinder nicht verloren hatte. Sie waren ja noch da. Nur eben nicht bei mir. Es hatte sich nur (nur....) die Situation verändert.

Ich fing an darüber nachzudenken, was ich wollte & wie ich mir meine Zukunft wünschte. Ich wollte meinen Kindern dennoch etwas bieten können. Ich wollte Unterhalt zahlen können. Ein Zuhause für meine beiden ChaosKinder schaffen. Dazu brauchte man Geld. Einen Job. Eine Wohnung.

Also aufstehen & duschen!


Dieses Schwarze Loch, das ist noch heute manchmal da. Aber jetzt weiß ich, dass ich daran nicht sterben werde. Ich habe gelernt, damit umzugehen, ich lasse es zu & fühle es, bis es wieder vergeht. Dafür waren zwei Jahre Therapie nötig. Unter Anderem. Ich erreichte, was ich mir wünschte. Auch wenn es gedauert hat. Wichtig ist, bei zwischenzeitlicher Aufgabe - denn die kam - weiter zu machen. Man weiß ja, für wen man all das macht.

Für die eigenen Kinder.

3 Kommentare:

  1. Hallo Kopfmurmel,

    Vorn-weck...Ich möchte dir nicht schmerzlich zu nahe treten!

    Was ich mich frage...ist...Warum? Warum hast du diesen Weg gewählt, der dir so viel Leid und Schmerz einbringt?
    (du musst/sollst/brauchst ;-) es nicht beantworten....die Mitlesenden sind sowieso an deiner Seite)
    Du schreibst ja dass dich kaum einer gefragt hat, dass es kaum jemand wissen wollte, und du schreibst dass es dir nicht leicht fällt dich zu öffnen.
    Doch es zerriß (zerreist) dich und dieses Vakuum (so nenne ich es) des schwarzen Loches hängt drohend über dir.
    Du hattest deine Gründe. Es sind vielleicht schwerwiegende, drückende, beängstigende Gründe und doch mustest du diese Entscheidung aus tiefster Liebe treffen....klar, rational, bewusst. Dafür meinen Respekt. Dein Lebenswillen und deine Liebe waren ungebrochen.
    Mit diesem "schwarzen Loch" bist du nicht alleine.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Dracheneule, da sprichst du das Wichtigste überhaupt an. Das Warum. Das werden sich einige fragen, denke ich. Du hast dich getraut, diese Frage einfach zu stellen. Das ist schön. Zeugt von Interesse und Mitgefühl.
      Als ich diese Blog anfing zu schreiben, überlegte ich natürlich, wann ich an diesen Punkt komme. Zu diesem Warum. Und ich fand keine Antwort. Ich habe bis heute noch keine Antwort gefunden bzw. den passenden Zeitpunkt, darüber zu schreiben. Also schrieb ich bisher "drumrum"..habe andere für mich wichtige Themen versucht zu beschreiben. Wie zum Beispiel im Post " "Mama vs. Mama oder "Team Mama" " - auch ein sehr wichtiges Thema und einschneidendes Erleben. Ganz ehrlich, ich weiß nicht wann ich dafür den richtigen Zeitpunkt finde. Ich höre da einfach weiterhin auf mein Gefühl, das wird es mir zeigen.

      Deine zweite Frage kann ich dir allerdings jetzt beantworten: Ich habe diesen Weg gewählt, weil ich das Beste für meine Kinder wollte. Ob es wirklich das Beste war, das werde ich wahrscheinlich erst in ein paar Jahren erfahren. Wenn sie es mir sagen. Aber bisher sind sie glücklich. Haben alles was sie brauchen. Natürlich vermissen sie mich, das sagen sie mir immer wieder. Aber die andere Mama vermissen sie auch, wenn sie hier sind. Traurig ist, dass sie mit Sehnsucht aufwachsen müssen.

      Für deine letzten Worte, danke ich dir von Herzen. Sie gingen mir nahe. Aber im positiven Sinne.
      Ich denke, deinen Nachricht wird mir den ganzen Tag & womöglich auch Morgen im Kopf umher schwirren. Mal sehen, was es bringt.

      Liebe Grüße und einen schönen Märztag!

      Löschen
  2. Lass dir Zeit...du wirst den Zeitpunkt finden...und wenn nicht..dann nicht ;)
    Es ist wundervoll zu lesen dass du dich auf dein Bauchgefühl verlässt.

    Ich freue mich dass sie glücklich sind und es hat den Anschein dass sie sehr gut mit der Situation klar kommen. Das haben sie vor allem Euch Eltern zu verdanken.

    Na dann auf gute Kopfmurmel...lass sie rollen :-D

    AntwortenLöschen