Donnerstag, 26. März 2015

Patchwork umgedreht?

Patchwork ist ja so ein neuzeitlicher Begriff, eingedeutscht und angenommen. Heißt es ja eigentlich, dass man Flicken aus Stoff zusammen näht, um ein großes Stück Stoff daraus zu zaubern. Eine Decke zum Beispiel, in die man sich schön einmurmeln kann. In der einem warm ist und man sich geborgen fühlt.

Aber wie ist das bezogen auf die Familie? Diese Patchworkfamilie? Heißt ja soviel wie, eine neu zusammengewürfelte Familie aus mehreren Familienangehörigen aus einer anderen – ehemals bestandenen – Familie. Flickenfamilienangehörige. Da ist ein Papa, der kommt von dort. Eine Mama aus dieser Richtung und dann bringt jeder dieser großen Flicken auch noch kleine Flicken mit, die dann etwas neues Ganzes bilden sollen. Und wenn Märchen wahr werden, entstehen sogar kleine Flickenbaby´s. So ungefähr...



Soll gut funktionieren. Hört und ließt man überall, wenn sich alle Beteiligten an die „Flickenregeln“ halten. Man muss viel mit einander kommunizieren. Also auch verstehen, was dem anderen wichtig ist. Vor allem mit den Kindern kommunizieren, wenn auch schwieriger als mit Erwachsenen. Verstehen sie ja nun doch noch nicht so ganz, was in dieser neuen „Flickensippe“ so passiert und wie schön das doch sein kann. Ich kenne da eine Familie, in der das gut funktioniert. 

Nun überlege ich aber, was sind wir dann hier? Eine umgekrempelte Flickendecke, die es alle zwei Wochen bzw. jedes Wochenende mit den „Flickenkindern des anderen großes Flickens“ gibt? Oder ist es vom Sinn her vielleicht nicht sogar das Gleiche. Aber nicht das Selbe? Und wie bitte, soll man da denn allen gerecht werden? 

Sind wir überhaupt in der Lage, unseren Kindern – den FantastischenVier – gerecht zu werden, so wie wir uns das wünschen? Können wir als „Zwischenfamilie“ das Gefühl dieser Patchworkdecke geben? Wärme, Geborgenheit, Liebe, Sicherheit. Können wir sie gleichberechtigt unter allen aufteilen, diese Decke? Oder ist es doch jedes Wochenende etwas anderes? Wir leben mittlerweile zwei Jahre diese Patchworkflickendecke und ich kann mir diese Fragen nur so beantworten: Ich denke nicht. Anders mag es sein, wenn wir so leben würden, wie es allgemein bekannt ist. Wie das Bild oben verdeutlichen soll. Dann könnten wir unseren Kindern wahrscheinlich das Gefühl von Geborgenheit, Sicherheit und Nähe vermitteln, so wie sie es brauchen. Bei uns ist es wie Urlaub. Da gelten andere Regeln, kaum welche wenn man so will. Und wir müssen immer wieder erneut Abschied nehmen.

Früher war ich total angetan von diesem „Zauber der Patchworkfamilie“. Ich wusste nicht, was es bedeutet. Zerrissenheit. Angst, den Kindern nicht gerecht werden zu können. Angst, die Kinder zu enttäuschen. Angst, dass ihnen der Abschied zu sehr weh tut. Mehr als uns. Wenn ich meine ChaosKinder abgebe bin ich jedes mal froh, wenn keiner weint - und ich weiß, meine Mann geht es bei seinen Kindern genauso. Hektik tritt manchmal auf, wenn es ans Anziehen geht. Da fällt den Kindern ein, dass sie ja noch ganz schnell was basteln oder uns noch ganz schnell ein Bild malen müssen. Kuscheln, 10 Minuten vor der Abfahrt, als hätte man noch ein bisschen Platz in dem Kuschelbeutel, den man mit nach Haus nimmt und der dann für zwei Wochen reichen muss, bis man ihn wieder auffüllen kann. 

Kinder haben Sehnsucht und sie wollen keinen Abschied nehmen. Das merken wir jedes Mal. Darum ist es so wichtig, dass wir unseren Kindern immer wieder neu versuchen zu zeigen, wie sehr wir sie lieben und dass wir immer da sind, wenn wir auch nicht bei ihnen sind. Der sichere Hafen aber, der ist nicht bei uns. Und das ist ein "Flickenfakt" der manchmal die inneren Nähte zum reißen bringt, weil es traurig ist, dass wir unseren FantastischenVieren keine 100%ige Sicherheit geben können.

Ganz ehrlich? Patchwork ist doch eigentlich Sch**** ...

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